Im
Vorfeld des späteren Bemühens, Schulstandort zu werden, finden wir 1731 in
Rothnaußlitz den „Kinderlehrer“ Anders, 1766 Georg Hartenstein, 1801 Andreas
Richter, außerdem von 1786 bis nach 1800 einen Michael Stephan. Nach dessen Tod
im Jahr 1813 unterrichtete sein Sohn bis 1835 in der westlich des Rittergutes
gelegenen Schule, die im Volksmund „Schlösschen“ hieß und 1903 einem Brand zum
Opfer fiel. Diese „Winkelschule“ war ein einstöckiges Fachwerkhaus mit nur einem
Schulraum und einem Nebenraum sowie Stall und Schuppen. Die sehr klein
gehaltenen Fenster gaben 1830 Anlass zur Kritik der Schulrevision: wegen „wenig
Licht und Sonne“. Dennoch war die Existenz der Schule ein Grund, Rothnaußlitz
als Standort eines neu entstehenden Schulbezirkes zu bedenken. Nach 1830
entstand ein solcher Schulbezirk, der sich aus den Orten Rothnaußlitz, Carlsdorf,
Cannewitz, Spittwitz mit Neuspittwitz, Leutwitz, Pottschapplitz sowie dem „Pottschapplitzer
Anteil“ von Wölkau formte.
Es erwies sich als
nicht selbstverständlich, den Nachfolgebau für das älteste Schulhaus im eigenen
Ort zu errichten. Nach aufgeregten Debatten ging die erste Runde im Ringen um
den Gebäudestandort 1835 an Cannewitz. Am 4. Januar 1836 wurde die dortige
Schule mit einem Schulzimmer und einer Lehrerwohnung eingeweiht. Der Bau hatte
insgesamt 1.100 Taler gekostet, das Bauland 20 Taler. Nun änderte sich auch das
Schulwesen grundlegend: War es bisher den Eltern überlassen, wie lange sie ihr
Kind zur Schule schickten, wurde nun eine achtjährige allgemeine Schulpflicht
eingeführt. Manche Kinder hatten bis dahin die Rechenstunden überhaupt nicht
besucht. Nun wurde neben Religion, Lesen und Schreiben auch Rechnen zum
Pflichtfach erhoben.
Seitenanfang
Als 1883 die Schulbehörde einen weiteren Schulneubau forderte – diesmal als
vierklassige Schule – eskalierte der Streit um den „richtigen“ Bauplatz zu
erbitterten Auseinandersetzungen: Von „vielen in diesem Schulstreit entstandenen
Verfeindungen, selbst zwischen Blutsverwandten...“ berichtet Pfarrer Zieschang
in seiner Amtszeit-Chronik. Eltern aus Leutwitz, Cannewitz und Pottschapplitz
wollten den Schulbau wieder nach Cannewitz haben. Schulinspektor und
Schulvorstand entschieden sich schließlich kompromissbereit für ein Grundstück
am östlichen Talrand des Silberwassers auf Rothnaußlitzer Flur, aber hart an der
Grenze zum Nachbardorf – schön im Blickfeld der Cannewitzer. Die Steine für die
neue Schule lieferten die Demitzer Granitbrüche, Ziegel kamen aus der Wölkauer
Ziegelei und je 14 Schulbänke fertigten die Tischler Katzer aus Pottschapplitz
und Dornig aus Rothnaußlitz. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 23.000
Mark.
Das zweistöckig
ausgeführte Gebäude wurde am 18.11. 1886 eingeweiht. Es fand mit seinen zwei
großen, hellen Klassenzimmern und zwei „schönen“ Lehrerwohnungen allgemein
Anerkennung. Der Schulvorstand setzte sich ab 1886 wie folgt zusammen: Ernst
Hermann, Leutwitz (Vorsitzender); Maximilian Krostag, Spittwitz; Ernst Schulze,
Wölkau; Karl Junker, Rothnaußlitz; August Holtsch, Pottschapplitz; Carl
Handrick, Cannewitz; Dr. Stein, Rittergut Rothnaußlitz; Pfarrer Immisch als
Ortsschulinspektor und Wilhelm Schulze als Lehrer. Die Vorsitzenden wechselten
unregelmäßig nach zwei bis fünf Jahren und waren meist Besitzer der zum
Einzugsbereich gehörenden Rittergüter. 1935 übernahm Bürgermeister Alfred
Fischer, Rothnaußlitz, den Vorsitz.
In
den ersten Jahrzehnten der neuen Schule lag die Schülerzahl stets um 200. Das
Bemühen um einen Erweiterungsbau blieb aber vergeblich. 1914 erhielt das Gebäude
Elektroanschluss, wurde 1925 umfassend renoviert und laufend mit zeitangepasster
Innenausstattung, wie Pendelsitz-Bänken, Harmonium und Turngeräten sowie einer
Schulbibliothek ergänzt. Sogar ein Spielmannszug wird gegründet.
Seitenanfang
Nach 1945 wurde von vier auf sieben Klassen aufgestockt, sieben ständige
Lehrkräfte unterrichteten jetzt an der Rothnaußlitzer Schule: Hildegard Machoy,
Erhard Hähnel, Hans Richter, Günter Quaas, Jochen Müller, Walter Hinz und Erich
Konopka. Der Schulrat des ab 1952 für Rothnaußlitz zuständigen neues Kreises
Bischofswerda bestellte mit Beginn des Schuljahres 1952/1953 Walter Hinz zum
Schulleiter. Er wirkte bis 1981 in seinem Amt und war darüber hinaus als
Ortschronist tätig. Er setzte nun doch noch einen Schulanbau durch, verbunden
mit dem Ausbau neuer Klassen- und Schülerwaschräume – vor allem aber mit dem Bau
einer eigenen Wasserversorgungsanlage. Schulbezeichnung war ab 1959:
„Achtklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule“. 1960 bildete man
einen „Oberschulbereich Rothnaußlitz-Pohla“ mit Schulbusverkehr. Der Rückgang
der Schülerzahlen veranlasste später den Anschluss als „Teiloberschule“ an die
POS „Erich Weinert“ in Demitz-Thumitz. Im Jahr 1986 feierte die Schule ihren
100. Geburtstag. Zu dieser Zeit bestand das Lehrerkollegium aus der
Schulleiterin Hannelore Mucke, zwei stellvertretenden Direktoren (Falk Steglich:
Planung und Organisation; Eberhard Neu: außerunterrichtliche Tätigkeit), fünf
Lehrerinnen (Kerstin Kmoch, Barbara Martin, Christine Steglich, Elke Synde,
Eva-Maria Krügler), einem Lehrer (Detlef Hummitzsch), der Pionierleiterin Carola
Schurad sowie den zwei Hortnerinnen Brigitte Hauerstein und Monika Bartsch. Der
ab 1990 wieder als Grundschulunterricht
definierte Schulbetrieb erwies sich dann bald als Schlusskapitel der örtlichen
Schulgeschichte, deren letzte Seiten zum Schuljahresende 1999/2000 geschrieben
wurden.
Nach
mehrjährigem Leerstand des Gebäudes und damit drohendem Verfall wurde es
schließlich an eine Privatperson verkauft, die mit viel Engagement die Fassade
der Schule sanierte und die Klassen- und Lehrerzimmer sowie die Wohnung des
ehemaligen Schuldirektors Herrn Hinz zu attraktiven Wohnungen umbaute.
Seitenanfang
|